Jenny-Steiner-Weg am Neubau

Wie in meinem letzten Blog versprochen, geht es auch heute wieder um eine inspirierende Namensgeberin, die bei uns am Neubau ihre Spuren hinterlassen hat. Diesmal handelt es sich um Jenny Steiner, eine jüdischen Unternehmerin und Kunstsammlerin, die 2009 mit ihrem eigenen Weg gewürdigt wurde. Der Jenny-Steiner-Weg liegt an der Straßenecke Seidengasse/Hermanngasse/Ahornergasse und befindet sich somit mitten im Herzen unseres schönen Neubaus.

Jenny Steiner wurde 1863 geboren und heiratete den erfolgreichen Seidenfabrikanten Wilhelm Steiner mit dem sie fünf Kinder bekam. Nach dem frühen Tod ihres Mannes führte sie gemeinsam mit ihrem Neffen die familieneigene Manufaktur weiter. Am Neubau, vorallem in dem Gebiet rund um die Schottenfeldgasse, gab es Anfang des 20ten Jahrhunderts zahlreiche Handwerksbetriebe. Vieler dieser Firmen erzeugten Samt und Seide und die Stoffe der Fabrik Steiner waren aufgrund der hohen Qualität sehr berühmt. Der errungenen Wohlstandes vieler Fabrikseigentümer führte dazu, dass dieser Teil unseres Bezirkes bis heute als Brillantengrund bezeichnet wird. Jenny Steiner war sich ihrer sozialen Verpflichtung sehr bewusst und nützte ihren Wohlstand unter anderem dafür, ihren MitarbeiterInnen Werkswohnungen zu finanzieren.

Privat war Jenny Steiner von Anfang an sehr an Kunst interessiert und war nicht nur Förderin, sondern vergrößerte stetig ihre bemerkenswerte Kunstsammlung. Sie gab viele Arbeiten bei Gustav Klimt und auch bei Egon Schiele in Auftrag - ein paar ihrer Bilder sind heute im Besitz der Österreichischen Galerie Belvedere und des Leopold Museums.

Tragischerweise ist der Großteil ihrer Sammlung verschwunden, denn ihr Leben fand zu Beginn des zweiten Weltkrieges eine plötzliche Wende. Als Jüdin musste sie fliehen und all ihr Vermögen sowie ihre Kunstwerke wurden gepfändet und von den Nationalsozialisten veräußert. Ihre Flucht führte sie zu Beginn nach Paris, später nach Portugal und endete schließlich in den USA. Nach Ende des Krieges konnten nur ein paar wenige Kunstschätze wiedergefunden werden. Darunter zum Beispiel Klimts  „Porträt der Mäda Primavesi“, welches nach der Restitution von der Familie an das Metropolitan Museum of Art in New York  gestiftet wurde.

Jenny Steiner verstarb 95-jährig in New York und wurde auf ihren Wunsch, trotz der Vertreibung aus ihrer Heimatstadt Wien, am Zentralfriedhof beerdigt.

Der Jenny-Steiner-Weg wurde auf Bezirksebene in der Kulturkommission beschlossen, dieses Ansinnen der Grünen wurde von uns, der ÖVP unterstützt.

Petra Riess