Unsere Kenyongasse

Inmitten der historischen Pracht Wiens, in unserem schönen 7. Bezirk, verläuft die Kenyongasse, die auf den ersten Blick vielleicht nicht viel Aufsehen erregt. Doch diese Gasse, benannt nach einer Frau, nämlich Eugenie Sophie Gräfin Kenyon-Turovsky, birgt eine faszinierende Geschichte, die ich euch in diesem Blog gerne etwas näher bringen möchte.

Die Namensgeberin war eine Frau die im Laufe ihres Lebens zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten Wiens wurde. 1806 in unserer Hauptstadt geboren öffnete ihr die enge Verbindung ihrer Familie zum kaiserlichen Hof Türen, die für Frauen dieser Zeit oft verschlossen blieben. 

Gräfin Eugenie Kenyon nutzte ihre einflussreiche Stellung, um sich für soziale Reformen und wohltätige Zwecke einzusetzen. Sie war eine der ersten Frauen in Wien, die sich aktiv für Bildung und Gleichberechtigung einsetzten. Ihre Bemühungen halfen dabei, die Bildungschancen für Frauen in der Stadt zu erweitern und trugen zur Gründung von Bildungseinrichtungen bei, die bis heute Bestand haben. Sie wendete einen Großteil ihres Vermögens für die Gründung des Sophienspitals, welches gleich direkt an der Kenyongasse angrenzt. In diesem Gebäude fanden viele Waisenkinder eine Unterkunft und eine Ausbildung.

Die Benennung der Kenyongasse nach Gräfin Kenyon ist nicht nur eine Hommage an eine bemerkenswerte Frau, sondern auch eine Erinnerung an die Veränderungen, die Wien im Laufe der Jahrhunderte durchlaufen hat. 

Abschließend möchte ich euch gerne noch ein wenig über die Geschichte der Kenyongasse erzählen. Ursprünglich war sie ein Teil des jüdischen Viertels von Wien und war geprägt von lebhaften Märkten und Geschäften. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Gasse, als sich die Umgebung veränderte und die jüdische Bevölkerung in andere Teile der Stadt zog.

Heute ist die Kenyongasse eine charmante, von Bäumen gesäumte Straße, die von historischen Gebäuden flankiert wird. Sie steht für lebendige Vielfalt und kulturellen Reichtum, die Wien auszeichnen. Hier befindet sich auch eine der größten, privaten Bildungseinrichtungen in Wien – der Bildungscampus Mater Salvatoris. Diese Schule wurde vor ca. 150 Jahren durch den Orden der Schwestern vom Göttlichen Erlöser gegründet. Bis in die 1980er Jahre war die Bildungsanstalt nur für Mädchen. Auch ich bin hier zur Schule gegangen, eine wunderbare Zeit!

Ein Erbe, das weiterlebt

Wenn Sie das nächste Mal durch die Kenyongasse schlendern, denken Sie doch einmal an die Gräfin und daran, dass unsere Stadt nicht nur von ihrer prächtigen Architektur und ihrer kaiserlichen Geschichte geprägt ist, sondern auch von den Menschen, die sie geformt haben.

Petra Riess