Vorsätze

Mit einer Tasse heißen Tee in der Hand sitze ich gemütlich in der Leseecke meiner Wohnung und überlege mir, was ich eventuell im neuen Jahr, das gerade begonnen hat, alles verändern möchte. Ich bin nun Mitte 50 und habe klare Vorstellungen meine Jahresvorsätze betreffend. Mehr Zeit für mich, regelmäßig Sport treiben und endlich das Familien-Buch schreiben, das mir seit Jahren im Kopf herumschwirrt. Mit Entschlossenheit skizziere ich meine Ziele auf dem Blatt Papier, das vor mir auf dem Tisch liegt.

Die ersten Wochen des Jahres verlaufen vielversprechend. Ich nehme mir Zeit für morgendliche Spaziergänge mit meinem Dackel Theo und setze mich regelmäßig abends an den Schreibtisch, um an meinem Buch zu arbeiten. Doch mit der Zeit schluckt der Alltag, die Arbeit und familiäre Verpflichtungen meine guten Vorsätze. Termine, Meetings, die Kinder, der Haushalt – das Leben holt mich ein.

Jetzt ist der Jänner so gut wie vorbei und ich finde mein Blatt mit den Jahresvorsätzen wieder. Ein Hauch von Melancholie steigt in mir auf. Die Ambitionen scheinen in den hektischen Strudel des Alltags verloren. Ein Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit, als ich erkenne, dass die Unvollkommenheit des Lebens ebenso ihren Platz haben darf. Mit einem Seufzer entscheide ich mich, die verpassten Ziele nicht als Niederlage zu sehen, sondern als Erinnerung daran, dass das Leben oft eigene Pläne schmiedet.

Ich betrachte diese Erfahrung als eine Reise voller unerwarteter Wendungen. Mit einem neuen Blick auf meine Vorsätze erkenne ich, dass es nicht darum geht, perfekt zu sein, sondern das Beste aus jedem einzelnen Moment zu machen. Mit der Gewissheit, dass das Leben seine eigenen, oft wunderbaren Wege geht, freue ich mich auf alles, was dieses Jahr noch so passieren wird.

In diesem Sinne wünsche ich euch die Kraft, eure Vorsätze durchzuhalten und die Gelassenheit, wenn es dann doch anders kommt.

Petra Riess